, Charlotte M. Baer

Subventionierung von Vereinen lässt Fragen offen

Was heute im Raum Gerbegasse, Haus «Zum Zyt» und Credit Suisse eher nach einem Zusammenlaufen verschiedener Strassen aussieht, soll zu einem effektiven Platz – dem Gerbeplatz – umgestaltet werden. Dazu präsentiert der Stadtrat mit Weisung 8/2023 einen öffentlichen Gestaltungsplan. Dessen Ziel ist eine Belebung des öffentlichen Raums mit publikumsattraktiven Nutzungsweisen. Unter dem neu entstehenden Gerbeplatz kann optional eine öffentliche Tiefgarage gebaut oder die vorhandene private Tiefgarage erweitert werden. Diese Garagenpläne sind freilich nicht Gegenstand der vorliegenden Weisung. Die einstimmige SVP-Fraktion unterstützt den Gestaltungsplan Gerbeplatz und spricht sich für die Weisung 8/2023 aus. Ebenfalls Zustimmung findet der Mehrheitsantrag der vorberatenden Raumplanungskommission, wonach im Falle einer Etappierung der Gerbeplatz in der ersten Etappe zu erstellen sei. Nach Auffassung der SVP leisten Vereine einen gewichtigen Beitrag für eine sinnvolle Freizeit- und Lebensgestaltung und lehren vor allem Jugendliche, Verantwortung zu übernehmen. Mit ihrer Interpellation vom 4. März 2022(!) forderte die SVP-Fraktion Transparenz über die finanzielle Unterstützung von Vereinen durch die Stadt Wädenswil. Gefordert wurde eine Aufstellung zu den sechs grössten Vereinen. Die stadträtliche Antwort fokussiert auf Sportvereine, da die Stadt angeblich nur mit diesen zufolge Benutzung städtischer Infrastrukturen (Fussballplätze, Sporthallen, Hallenbad usw.) eine aktive Zusammenarbeit pflegt, und auch hier nur auf jene, welche Juniorenförderung betreiben. Bindeglied zwischen der Stadt und den Sportvereinen ist die Interessengemeinschaft der Wädenswiler Sportvereine (IWS), welche über einen jährlichen Fördertopf von CHF 225‘000 verfügt und die Beiträge ausrichtet. Verteilkriterium ist der Trainingsaufwand. Entsprechend werden im Spitzensport tätige Vereine stärker gefördert als solche, welche Breitensport anbieten. Die Stellungnahme des Stadtrats vermag die SVP-Fraktion nicht zu überzeugen: Über die Visionen der einzelnen Sportvereine erfährt man so gut wie gar nichts. Sodann ist bei allem Respekt für die hohe gesellschafts- und integrationspolitische Bedeutung des Fussballclubs Wädenswil unter dem Gesichtswinkel des Spitzensportkriteriums beispielsweise nicht nachvollziehbar, weshalb dieser am meisten subventioniert wird, nur weil er viele Juniormitglieder hat, zumindest in den letzten Jahren jedoch nie in eine höhere Liga aufgestiegen ist. Weiter erstaunt, dass trotz der eng definierten Kriterien des Spitzensports und der Juniorenförderung offenbar weitere à fonds perdu-Beiträge ausgerichtet werden, über welche die Stadt aber keine spezifische Statistik führt – ein Umstand, der im modernen Zeitalter der Digitalisierung nicht nachvollziehbar ist. Anscheinend wird auch die Beschränkung der finanziellen Unterstützung auf Sportvereine nicht konsequent umgesetzt. Gemäss Kenntnisstand der SVP-Fraktion sollen auch Vereine mit ideeller oder kultureller Zwecksetzung für einzelne Veranstaltungen subventioniert werden – aufgrund welcher Kriterien, bleibt freilich ein städtisches Geheimnis. Die SVP begrüsst zwar, dass die Stadt Wädenswil die Autonomie und Eigenverantwortung der Vereine hochhält, doch sollte dies nicht auf Kosten der Transparenz im Umgang mit Steuergeldern geschehen.

Charlotte M. Baer
SVP Fraktionschefin